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Dystopien

Als Dystopie bzw. Anti-Utopie wird in der Literatur und Kunst das Gegenstück zur positiven Utopie bezeichnet. Die Dystopie ist ein Narrativ, das ein negatives Zerrbild der zukünftigen Menschheit zeigt. Die Definition des Begriffs ist nicht ganz unumstritten, aber es gibt einen Konsens, dass sich die Dystopie in einem Abhängigkeitsverhältnis zu der politischen und gesellschaftlichen Situation ihrer Entstehungszeit befindet.

Elena Zeißler definiert in ihrer Arbeit Dunkle Welten. Die Dystopie auf dem Weg ins 21. Jahrhundert (Marburg 2008) die Anti-Utopie als "eine literarische Form, die entweder eine alternative Gesellschaft beschreibt, die im Vergleich zur gegenwärtigen sozio-politischen Ordnung negativer erscheint, oder einzelne gesellschaftliche Prozesse in einer solchen Gesellschaft herausgreift. Sie richtet sich gegen bestimmte Tendenzen in der gegenwärtigen Gesellschaft des Autors bzw. gegen Bestrebungen gewisser Gruppen, die Gesellschaftsentwicklung in eine unerwünschte Richtung zu lenken.“

Es wird deutlich, dass die Anti-Utopie die Realität, wie der Autor sie wahrnimmt, ins Negative verkehrt und eine Welt beschreibt, wie sie nicht sein sollte. Der Ausgangspunkt ist immer die Lebensrealität des Autors, der direkt Bezug nimmt auf die politische und gesellschaftliche Situation, wie er sie vorfindet. Es findet also eine Projektion der gegenwärtigen Situation in die Zukunft statt. Welche Richtung als „unerwünscht“ gelten darf, wird vom Autor festgelegt. George Orwell beispielsweise bezieht sich implizit auf die Anfänge des Kalten Krieges und kritisiert sowohl den Kommunismus als auch den Kapitalismus. Neuere Dystopien aus den letzten Jahren und Jahrzehnten hingegen beziehen sich eher auf die moderne Informationsgesellschaft, die die Privatsphäre des Einzelnen sehr stark einschränkt.

In jedem Falle sind literarische Werke, die Dystopien beschreiben, wie zum Beispiel "Corpus Delikti" (Juli Zeh) "Report der Magd" (Margaret Atwood), Fahrenheit 451 (Ray Bradbury), die Werke Orwells oder Reinhard Jirgls "Nichts von euch auf Erden" gut im Deutschunterricht einsetzbar: Sie zwingen die Schüler, sich mit gesellschaftlichen Zuständen und Bedingungen auseinanderzusetzen und eine eigene Position dazu zu entwickeln. Auf diese Weise erfahren Schüler, dass literarische Werke auch eine Relevanz für das eigene Leben haben, wodurch in der Regel eine authentische (und weniger pseudo-akademische) Auseinandersetzung mit einem Text ermöglicht wird. Gleichzeitig lassen sich im Rahmen des Language & Literature - Kurses interessante Unterrichtseinheiten zu dem Thema "Dystopien" zusammenstellen, da es viele nicht-literarische Texte gibt, die neben der literarischen Lektüre als "body of work" behandelt werden können. So eignet sich zum Beispiel der Stummfilmklassiker Metropolis von Fritz Lang gut als "body of work" im Rahmen einer Unterrichtseinheit zum Thema Dystopien.

BoW: Metropolis (1927) von Fritz Lang

Der Film Metropolis entwirft eine Zukunftsvision, welche die Angst der Menschen, langsam zu Maschinen zu werden – bis zum Verlust der Menschlichkeit – thematisiert. Die Geschichte handelt von einer ausgeprägten Zweiklassengesellschaft der Reichen und der Armen in einer futuristischen Großstadt. 

Vor der Filmsichtung

Als Heranführung an den Film sehen die Schüler und Schülerinnen den Trailer zum Film. https://www.youtube.com/watch?v=XGkZWu63DRQ

→ Wir wirkt der Trailer auf euch? 

→ Welche Unterschiede hinsichtlich filmästhetischer Mittel (beispielsweise Farbgebung, Filmmusik, Voice-over, Inserts) fallen euch im Vergleich zu Trailern zeitgenössischer Spielfilme auf?

→ Kennt ihr andere Stummfilme? Falls ja, nennt den Titel und fasst die Handlung kurz mündlich zusammen.

Während der Filmsichtung

Die Originalfassung des Films in voller Länge ist auf youtube ohne Probleme zugänglich.

→ Seht euch den Film aufmerksam an und achtet besonders auf die unterschiedliche Darstellung von Arm und Reich (Arbeit, Umfeld, Kleidung etc.).

→ Mit welchen filmischen Mitteln (z.B. Lichtgestaltung, Kontrasten, Szenografie) wird die jeweilige Darstellung unterstützt?

→ Macht euch stichpunktartige Notizen zur Arbeits- und Lebenssituation der Menschen.

Nach der Filmsichtung

→ Wie hat euch der Film gefallen? Fasst im Plenum die Handlung zusammen und klärt offene Fragen.

→ Diskutiert die im Film dargestellte Problematik einer Klassengesellschaft und die Konflikte und Spannungen, die sichtbar werden.

→ Erörtert, inwieweit es Parallelen zwischen Metropolis und modernen Städten gibt.

→ Recherchiert im Internet, welche Kunstepoche die Gestaltung des Filmes prägt. Nutzt folgende Quellen als Ausgangspunkt eurer Recherche:

https://www.kinofenster.de/filme/archiv-film-des-monats/kf1402/das-cabinet-des-dr-caligari-und-der-expressionismus/

https://www.kinofenster.de/themen-dossiers/alle-themendossiers/dossier_bildungsarbeit_mit_filmklassikern_berlinale_02_2010/metropolis_fritz_langs_leinwandepos_auf_der_berlinale/

https://www.kinofenster.de/filme/archiv-film-des-monats/kf1302/licht-und-schatten-eine-kurze-geschichte-des-weimarer-kinos/

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
Konzeptuelle Leitfragen zu Metropolis

Diese Fragen sind auf andere literarische oder nicht-literarische Texte der Unterrichtseinheit übertragbar bzw. können adaptiert werden.

1) Welches Bild von einer Gesellschaft wird dem Zuschauer in Fritz Langs Werk vermittelt? (Darstellung, Perspektive)

2) Wie unterscheidet sich die dargestellte dystopische Gesellschaft von anderen dystopischen Gesellschaften der Unterrichtseinheit? (Transformation, Kreativität)

3) Mit welchen sprachlichen bzw. filmischen Mitteln wird in "Metropolis" gearbeitet, um den Zuschauer zu erreichen? (Kommunikation)

4) Welche gesellschaftlichen Entwicklungen und welche menschlichen Ängste werden thematisiert? (Kultur, Identität)

Allgemeine Fragen
  • Ist das Problem, mit dem sich die Dystopie beschäftigt, relevant bzw. noch aktuell? 
  • Wird die Gesellschaft nachvollziehbar dargestellt? Inwiefern? (in Bezug auf Aspekte wie Staat, Arbeit, Gesundheit, Liebe, Sicherheit, Freiheit usw.)
  • Ermöglichen die Hauptfiguren eine Identifikation? 
  • Wird Spannung aufgebaut und aufrechterhalten?
  • Wie wird der Ort bzw. die Welt beschrieben, an dem die Handlung spielt?
  • Aus welcher Perspektive wird die Handlung erzählt? 
  • Regt die Dystopie zum Nachdenken über die Gegenwart an?


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